Schreiben am Stadtrand

  "SUBURBIA" HEIßT DAS ERSTLINGSWERK VON DENNY HELLBACH

von FRANK PECHHOLD

KÖNIGS WUSTERHAUSEN - "Suburbia" heißt ein Roman von Denny Hellbach (28). Sein noch unveröffentlichtes Erstlingswerk erzählt von Christian, den es nach Suburbia, an den Stadtrand, zieht. So weit wie möglich weg von seiner ehemaligen Freundin Marion, zurück zu seinen Freunden. Suburbia ist Königs Wusterhausen, auch wenn der Stadtname nur zwischen den Zeilen des 108 Seiten starken Manuskriptes steht.

Wie ein Kulturschock sei der Wechsel von Erfurt nach Königs Wusterhausen gewesen, blickt Denny zwölf Jahre zurück. Dort die historisch gewachsene, thüringische Landesmetropole, hier "eine Ansammlung von Neubausilos, die um die Endstation einer S-Bahn-Linie gebaut wurden."

Allmählich wurde der graue Alltag bunter, setzte Denny farbige Lebenstupfer. MAZ-Jugendredaktion mit Michael Schreiber und Kai Kobschätzki. Abi am Schillergymnasium. Bass-Gitarrist in der Schülerband "Blizzard", später bei "Lunatic Invasion". Vorerst letzte musikalische Station ist "London 86" (vormals "Die Krauts") mit Marco Frenzel (Keyboard) und Stefan Klose (Gitarre, Gesang).

Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität. Wegzug nach Berlin. Nie wieder Königs Wusterhausen!!! "Hierher kommst du nicht mehr zurück", dachte Denny damals. Bis die Beziehung mit seiner Freundin zerbrach und alte Freunde wie Michael Wulfert wieder wichtiger wurden. "Ein guter Kumpel, der nicht gleich sagt: 'Alles ist super, was du machst.'" Michael las Dennys im Internet veröffentlichte Kurzgeschichte und riet ihm vor dreieinhalb Jahren, einen Roman zu schreiben.

Seitdem schlug sich Denny viele kreative Nächte in seiner kleinen Plattenbauwohnung um die Ohren. Am Computer oder im Schneidersitz, den Laptop auf den Knien, arbeitete er an "Suburbia". Um seine Freundin Stefanie Sagert (24) nicht im Schlaf zu stören, schrieb er manchmal auf dem Flurteppich sitzend, den Rücken an die Wand gelehnt. Ein schönes Gefühl sei es für ihn, sich gegen vier Uhr schlafen zu legen und zwei gute Seiten geschrieben zu haben - über Suburbia: "Wenn der Stadtrand eine Farbe wäre, wäre er grau und wenn er eine Platte wäre, wäre er 'Faith' von The Cure. Hier führen arbeitslose Mittvierziger in bunt gescheckten Trainingshosen ihre Hunde Gassi, hier gibt es nichts, außer farbenprächtigen Sonnenuntergängen über den Dorfäckern...", beschreibt Denny seine Wohngegend.

Mit den Jahren wurde aus der Hass-Liebe zu Königs Wusterhausen so etwas wie eine feste Beziehung zu einer Stadt, in der Denny gern aus seinem spürbar autobiografischen Roman lesen möchte. Denkbar sind Buchläden, Bibliothek, Jugendklubs für eine Lesung, vielleicht sogar mit Band-Auftritt. "Musik", sagt Denny, "ist meine erste Leidenschaft. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich aber für das Schreiben entscheiden."

© Märkische Allgemeine Zeitung (30.08.2003)